„Autokino hinterm Gutenberg-Bau“
Wie die Lehrenden das Sommersemester einschätzen und wie sie sich aufs nächste Semester vorbereiten
„Das weitgehende Fehlen von informeller Kommunikation mit Studierenden, Kolleg/innen und Mitarbeiter/innen“ war eine der großen Herausforderungen für die Lehrenden. In der dritten Umfrage des Instituts für Digitales Lehren und Lernen ging es um einen Rückblick aufs Sommersemester, um „Lessons Learned“ und einen Ausblick auf die Vorbereitungen insbesondere für die Erstsemester.
Mehr Kommunikation, mehr Transparenz
Fast siebzig Prozent der rund 70 Teilnehmenden sahen die größten Herausforderungen bei der Kommunikation und der Organisation für die Studierenden. Da es online weniger Feedback von den Studierenden gab als in Präsenzveranstaltungen, war es überdies für die Lehrenden schwer einzuschätzen, ob wirklich alle erreicht wurden.
Die plötzliche Umstellung auf digitale Lehrmaterialien war zeitraubend, eine Herausforderung etwa das „Anfertigen von Videos für Praktika“, „Umgang mit Videokamera“, „Umgang mit Software für die Videobearbeitung“, „Bereitstellen der Videos für die Studenten auf dem Mediaserver und Verknüpfung auf OPAL“. Die Kommunikation mit der Hochschulleitung sahen 30 Prozent als Herausforderung. Einige hätten sich frühere und transparentere Informationen vom Rektorat gewünscht. Über das IDLL klagte ein anderer: „Das IDLL hat zehn Tage gebraucht, um eine Veranstaltung zu organisieren – das war eine Woche zu spät!“
„Es wurden keine Mittel bereitgestellt um effektiv auf Distanzlehre umzustellen! Viel zu wenig Zeit um digitale Inhalte in einer akzeptablen Qualität bereit zu stellen. Kaum spürbare Unterstützung der Hochschulleitung, große Enttäuschung!“ lautete ein Statement. Eine Erkenntnis: „Das Online-Teaching ist sehr erschöpfend für Geist und Psyche“.
Hilfe für die Erstsemester
„Für die Erstsemester planen wir zu fast 100 Prozent Präsenzlehre, freilich mit der Folge, dass wir viele kleine Gruppen bilden müssen und ein und dieselbe Vorlesung dreimal halten werden“, schreibt ein Teilnehmer der Umfrage. Präsenz sei zum Kennenlernen der Studierenden untereinander unbedingt erforderlich, so eine weitere Stimme. Doch das ist nicht überall möglich: „Mit einer Klasse von bis zu 120 Studierenden ist nur noch Online-Massenabfertigung möglich. Ich versuche bei zwei Kursen mit bis zu 50 Teilnehmern eine Teilung in vier Seminargruppen, von denen jeweils zwei in einer Woche dran sind (Präsenz) und zwei in der anderen Woche, jeweils mit neuem Stoff je Woche.“
Weitere Ideen: „auf jeden Fall persönliches Kennenlernen und Vernetzung der Studierenden untereinander ermöglichen, Präsenztreffen, gemeinsame Bearbeitung von Aufgaben, die auf den Studieneinstieg bezogen sind, Hochschulrallye, später: schrittweise Einführung in die digitalen Tools, konkrete Handlungsanweisungen, Transparenz über Arbeitsweise und Erwartungen, Zeit zum Ankommen geben“. „Treffen im real life außerhalb der Lehrzeiten, Tutoring-System, alles, was der Methodenkoffer so hergibt".
Aber auch auf digitale Formate setzen viele: „Screencast zum Kennenlernen der Hochschule - Virtuelle Immatrikulationsfeier - Virtuelle Sprechstunden“. Andere fanden die Frage nach den Erstsemestern zu früh gestellt: „Hmm, wenn ich das nur wüsste...“ oder „gute Frage - damit möchte ich mich im Sommer beschäftigen“.
Mehrfach wird „Studifit“ genannt mit der Hoffnung auf Hilfe. So soll der Einstieg für die Erstsemester dadurch möglich gemacht werden, dass „durch Studifit o.ä. digitale Austauschforen für die Studierenden organisiert werden, außerhalb der Lehre, nur zum Kennenlernen“. Auch nicht ganz ernst gemeinte Ideen für draußen gab es, was im Wintersemester gar nicht so einfach ist: „Meetings auf dem Hof mit Megaphon von der erhöhten Grünfläche“. „Kann man nicht ein Autokino hinterm GU-Bau einrichten?“
Was bleibt?
„Welche der digitalen didaktischen Formen und Formate werden Sie auch nutzen, wenn dies aus wenn dies aus Gründen der Distanzlehre nicht mehr nötig ist?“ hatte das IDLL gefragt. Die Bandbreite der Antworten reicht von „keine“ über „Präsenzveranstaltungen vermehrt für Übungen, Diskussionen nutzen, theoretischer Teil als Videos für zuhause“ bis zu „Umfragetools und Videos (Screencasts, Vorlesungsaufzeichnungen, Lehrfilme etc.)“ – allerdings mit der Einschränkung: „nur sofern technisch die Voraussetzungen dafür gegeben sind“.
Mehrere Aussagen lauteten übereinstimmend: „Viele von diesen Werkzeugen sind auch vor der Corona-Krise schon genutzt worden.“ Doch auch hier gibt es eine Einschränkung: „Das Problem bei elektronischen Inhalten bleibt, dass z. B. Videoproduktion oder das Aufsetzen und Warten von Wiki- oder Blogsystemen sehr zeitaufwendig bleibt, dies aber beim Lehrdeputat nicht adäquat anrechenbar ist. Sollte eine verstärkte Digitalisierung der Lehre gewünscht sein, müsste hier Abhilfe geschaffen werden.“
Ein Studiendekan brachte die Erfahrungen mit dem coronabedingten Distanzsemester für sich auf den Punkt: „Studieren ist ein personales Beziehungsgeschehen, das man nicht mit Skype leben und erleben kann!“