Was ist anders?
Lehre via Internet unterscheidet sich in vielen Stellen gravierend vom Lehren im Hörsaal. Die Lernhaltung der Studierenden ist eine andere, die Verfügbarkeit von Übertragungsmedien hat einen erheblichen Einfluss, Dienste müssen stabil zur Verfügung stehen, und schließlich darf die Bedienung von technischen Systemen die Übermittlung der Lehr- Lern-Inhalte nicht überlagern.
Ziele der Lehre via Internet sind neben der Kenntnis- und Informationsübermittlung trotz aller Einschränkungen in den Modulbeschreibungen festgelegt. Solange hier keine anderen Festlegungen getroffen sind, dürfen sich die Studierenden sowohl auf Lehrform als auch auf die Prüfungsform berufen.
Entsprechend muss Online-Lehre so gestaltet sein, dass am Ende jeder Studierenden in der Lage sein kann, die Modulabschlussprüfung zu bestehen. Die Gestaltung der Lehre muss sich also daran messen lassen. Zu Veränderungen an den Modulbeschreibungen sollte der Justiziar gehört werden.
Technische Ausrüstung
E-Learning-Szenarien sind immer davon abhängig, welche technische Ausrüstung bei den Teilnehmenden vorhanden ist. Gehen Sie bitte nicht davon aus, dass alle Studierende in der Lage sind, an großen Videokonferenzen teilzunehmen; solche Vorhaben müssen im Vorfeld geklärt werden, beispielsweise mit einem Test im OPAL-Kurs.
Ebenfalls sollten Sie sicherstellen, dass sowohl Internetanbindung als auch Webcam, Mikrofon und die räumlichen Gegebenheiten (Akustik, Beleuchtung, Privatsphäre …) ein Lehren via Video so ermöglichen, dass der Lernerfolg sichergestellt ist.
Testen, testen, testen – bitte testen Sie die Technik und das gewählte Tool rechtzeitig (mehrere Tage vor dem Termin) und halten Sie für Notfälle eine Ersatzlösung („Plan B“) bereit.
Videounterricht
Es ist naheliegend, die eigene Vorlesung statt im Hörsaal nunmehr vor einer Kamera durchzuführen, während die Studierenden mit ihren Endgeräten zuschauen. Dieses Szenario wird aufgrund der vorhandenen, nicht ausreichenden Kapazität von Diensten nicht geeignet sein, den kompletten Lehrbetrieb der HTWK Leipzig abzudecken. Außerdem sprechen diverse andere Umstände eher für alternative Unterrichts-Szenarien.
Das DFN stellt zwei Tools zur Verfügung. Die dahinterliegende Infrastruktur ist aber nicht dafür skaliert, die komplette Lehrleistung aller deutscher Hochschulen abzudecken. Entsprechend ist hier sehr schnell mit Engpässen zu rechnen.
Die infrastrukturellen Voraussetzungen, dauerhaft an Videounterricht teilzunehmen, dürften nicht bei allen Studierenden vorausgesetzt werden. Dort muss auch die Diversität der Studierendenschaft bedacht werden. Gerade im ländlichen Raum sind die Internetzugänge bei weitem nicht ausreichend, um das komplette Studium via Stream zu erledigen.
Alternativen zum Livestream
- die Vorlesung anhand einer Powerpoint-Präsentation vorab aufzeichnen, etwa mit einem Tool wie Camtasia (kostenpflichtig; ausleihbar) und sie vorab z. B. auf den Medienserver der HTWK hochladen und ins OPAL verlinken,
- einen Podcast aufzeichnen, die Präsentationsfolien und die Datei im OPAL-Kursbaustein Podcast zur Verfügung stellen
- Präsentationsfolien im OPAL hochladen und für eine festgelegte Zeit im Chat zur Verfügung zu stehen.
Bei manchen Methoden empfiehlt es sich, sie mit einer Übungsaufgabe zu kombinieren, die entweder allein oder in Kleingruppen über ein Kollaborationstool (Speicherwolke, Forum oder Wiki im OPAL, notfalls Google Docs, WhatsApp o. Ä.) von den Studierenden durchgeführt wird.
Das Ergebnis kann im OPAL in ein Forum oder einen Dateiordner hochgeladen werden und wieder in peer groups besprochen werden. Fortgeschrittenen Nutzern steht dazu der Kursbaustein Aufgabe zur Verfügung. Dieser deckt all das ab, benötigt aber einen etwas höheren administrativen Aufwand.
Stoffmenge reduzieren
All die technisch gestützten Systeme und Szenarien verbindet derzeit der Umstand, dass die Benutzung nicht geübt ist. Entsprechend wird ein Teil der Aufmerksamkeit und des kognitiven Vermögens aller Beteiligter in der Bewältigung von Interfaces und Interaktionsregeln gebunden. Darum empfiehlt sich, die Stoffmenge schon in der Rekonzeption der Angebote zu reduzieren. Vorstellbar ist hier, weiterführende Ressourcen zu verlinken und die Lernenden zu motivieren, von selbst weiter tätig zu werden.
Verbindliche Festlegungen
Um den Lernfortschritt zu dokumentieren und die Studierenden langfristig zu motivieren ist es hilfreich, Festlegungen verbindlich zu machen und zu dokumentieren. Dazu kann zum Beispiel gehören, wie viele Aufgaben die Studierenden im Semester absolvieren müssen, welche Bearbeitungszeiten vorgesehen sind, wie Bewertung und Feedback gestaltet sind.
Des Weiteren sollten feste Termine weiterhin eingehalten werden. Sorgen Sie dafür, das die geplanten Präsenzveranstaltungen etwa in Chatsystemen oder bei kleinen Gruppen in Telefon- oder Videokonferenzen eröffnet werden. Die Studierenden können dort Fragen zum Stoff und zur Vorgehensweise stellen, die die Lehrenden direkt beantworten. Diese können wiederum die weiteren Aufgaben bis zur nächsten Konferenz darstellen und neue Literatur empfehlen. Wenn diese Termine sauber eingehalten werden, dann verringert sich der dauerhafte, unkontrollierte Pflegeaufwand für die Kurse erheblich.