„Präsenz ist unwahrscheinlich wichtig!“
Blitzumfrage des IDLL zur Lehre im Wintersemester 2021/22 zeigt Engagement und Frust der Lehrenden
„Erfolgserlebnisse? Ich habe das hybride Lehrangebot mit ‚Bordmitteln‘ geschafft und für das hybride Angebot viel Dankbarkeit von den Studierenden bekommen“, lautete eine Antwort auf die Frage „Welche Herausforderungen und/oder Erfolgserlebnisse möchten Sie uns mitteilen?
Hochschuldidaktikerin Franziska Amlung hat die Lehrenden der HTWK Leipzig Ende November zu Lehr-/Lernformaten im laufenden Wintersemester befragt und 49 Rückmeldungen ausgewertet. Da es viele ausführliche Antworten zu den offenen Fragen gab, dokumentiert das Institut für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) sie im Folgenden etwas umfangreicher.
Präsenz ist wichtig
Wenig überraschend wurde zu Beginn des Wintersemesters vorwiegend Präsenzlehre eingesetzt: 67 Prozent lehrten ausschließlich in Präsenz, 22 Prozent vorwiegend. Die restlichen 10 Prozent verteilen sich auf Mischformen und Hybridlehre.
Die Lehrenden planten vorausschauend: „Präsenz zum Semesterstart war ausgezeichnet; Praktika habe ich nach Möglichkeit an den Anfang des Semesters gelegt, weil ich steigende Infektionen zum Jahresende befürchtete“, hieß es.
„Mir ist durch die beiden letzten digitalen Semester ganz stark bewusst geworden, dass für mich die Arbeit mit den Studenten in Präsenz unwahrscheinlich wichtig ist.“ wurde festgestellt. Und eine andere Stimme konstatiert „große Frustration über den notwendigen Wechsel zur erneuten Distanzlehre nach nur 6 Wochen Präsenz.“
„In Präsenz stellen die Studierenden mehr Fragen, im digitalen ist es schwieriger Sie zu aktivieren und sie sind leichter abgelenkt“, wurde beobachtet. „Die Studenten freuen sich, die Praktika im Labor und nicht online tätigen zu können“. Oder kurz und knapp: „Präsenz macht einfach mehr Spaß!“
Hybridlehre funktioniert, aber …
„Hybrid mit Präsenz im Hörsaal und gleichzeitig Zoom funktioniert seit Beginn des Semesters sehr gut“, findet eine Lehrperson. Die Herausforderungen durch die Hybridlehre fasst die folgende Stimme zusammen: „Der tägliche Wechsel zwischen Präsenzlehre, hybrid und digital ist herausfordernd, aber mit guter Organisation machbar. Und die Studierenden sind dankbar.“
Viele Lehrende bemühen sich um Aktivierung der Studierenden auch in Hybrid- oder Online-Formaten: „Der Austausch mit den Studierenden ist das A und O. Und der bleibt leider, trotz aller Bemühungen, zumindest teilweise auf der Strecke.“
Die hochschulseitige Anforderung, „hybrid synchron“ zu lehren, also live für ein Online- und ein Saalpublikum gleichzeitig, stieß nicht immer auf Zustimmung. „Hybrid ist aus didaktischen Gründen wenig sinnvoll - dazu bräuchte es co-teaching (ggf. Studierende?) und noch bessere Technik. Selbst die ‚Rundum‘-Mikrofone und Kameras können nur bis zu einer bestimmten Reichweite übertragen oder übertragen nichts, wenn mehrere Personen (in hitzigen Diskussionen) sprechen. Wenn hybrid Ziel werden soll, brauche ich hier mehr Übung und Ideen. Ich komme aber mit digitaler Lehre gut zurecht und baue auf viel Interaktion via Gruppenarbeit in Break-Out-Räumen.“
Ende November stellen die meisten Lehrenden (60 Prozent) dann auf Online-Lehre um. Lediglich 15 Prozent konnten Präsenzlehre fortführen – in Laboren oder kleinen Seminaren. Weitere 17 Prozent behielten das Hybridformat bei. 8 Prozent setzten auf den Wechsel zwischen den Formaten.
Als große Herausforderung wird die Technik angesehen, aber auch das hybrid-synchrone Lehrformat insgesamt: „Hybride Lehre ist wirklich herausfordernd, um sowohl Präsenzteilnehmenden als auch den zugeschalteten Studierenden gerecht zu werden. Technisch funktioniert es allerdings recht gut, benötigt aber ca. 15-20 Minuten technische Vorbereitung (EKNV, Hörsaaltechnik, Vorbereitung BBB-Sitzung).“ Mehrere Stimmen beklagten, dass für sie die vom Dezernat Technik getätigten Anschaffungen nicht erreichbar seien oder dass es überhaupt zu wenig technische Unterstützung gebe.
Frust und Lob
Die Antworten insbesondere auf die letzte Frage „Was Sie uns sonst noch mitteilen wollen“ zeigen viel Kreativität und Engagement, aber auch Frust. „Lehrende sind auf sich gestellt“, hieß es, und es wurde „fehlende Steuerung seitens der Leitungsebenen“ beklagt.
Jemand schrieb: „Es wäre eine große Hilfe gewesen, wenn die Hochschulleitung alle Betroffenen über die generelle Laufrichtung der letzten Woche informiert hätte und nicht bloß Freitagnachmittag ein neues Hygienekonzept bekanntgegeben hätte.“ Einmal hieß es: „Krisenmanagement der HTWK ist eine einzige Krise, Lehre spielt keine Rolle an der HTWK.“ Ein Stoßseufzer: „Wann hört das endlich auf?“
Viel Lob bekamen Franziska Amlung und das E-Learning-Team (alle IDLL): „Kompliment an das stets um die Lehrqualität bemühte Team um Franziska Amlung. Bleiben Sie alle bitte gesund!“ oder auch „Vielen Dank für die vielfältigen Unterstützungs- bzw. Fortbildungsangebote zum Thema Digitale Lehre!“
Unsere Lieblingsantwort lautet allerdings: „Wie kann ich die Umfrage beenden, ohne dass ich hier was reinschreiben muss...“
Kontakte zum IDLL: https://idll.htwk-leipzig.de/digital-distanzlehre/ansprechpartner/